Transasiatour


Unterwegs

Iran
10.10.-05.11.2005

 

Währung: Rial, 10 000 Rial = 0,96 Euro
Aufenthalt: 27 Tage
Route:

Maku - Quareh Ziya'Eddih - Tabriz - Miyandoab - Zanjan - Gazvin - Esfahan - Yazd - Kerman - Bam - Zahedan

Gefahrene km: 3168
Benzin: 800 Rial/L (0,08 Euro/L)
































































Am Grenzübergang

Nach der Grenze füllen wir unsere fast leeren Tanks voll und bezahlen 2,20 Euro. Angekommen im Benzin-Paradies!

In Quareh Ziya'Eddih, einer Kleinstadt ca. 120 km nach der Grenze, übernachten wir und lassen neue Halterungen für unsere Werkzeugrollen anfertigen, die inzwischen beide abgebrochen waren. Die schlechten Straßen in der Türkei und das Off-Road-Fahren haben ihre Spuren hinterlassen.

Die erste Großstadt, die wir im Iran besuchen, ist Tabriz mit über 3 Millionen Einwohnern. Im hektischen Stadtverkehr fragen wir uns zum Campingplatz durch, wo wir von Ilse und Maarten fröhlich begrüßt werden. Zwei Paare mit Wohnmobilen, die wir bereits aus Dogubayazit kennen, treffen wir dort ebenfalls. Es ist interessant zu sehen, wie viele Reisende auf dem Landweg nach Indien unterwegs sind. Rucksackreisende, Campingbusse, Motorräder, die meisten aber, die wir bisher getroffen haben, mit dem Fahrrad! Es ist irgendwie eine Gemeinde, man kennt sich untereinander und sieht sich immer wieder.



























Tobi, Ilse und Maarten in Tabriz

Von Tabriz aus fahren wir südlich und besuchen Kandovar (Mini-Kappadokien), um anschließend an einem Salzsee zu campen. Das Wasser war noch einige hundert Meter entfernt und bis dahin konnte man auf einer dicken Salzkruste laufen.













































Zwei Mädchen aus Kandovar



























Camping am Salzsee

Beim Mittagspicknick des nächsten Tages werden wir von einem Iraner aufgelesen und zum Übernachten in sein Haus eingeladen. So verbringen wir den Nachmittag und Abend mit der Familie. Da niemand Englisch spricht, verständigen wir uns mit Farsi-Brocken aus dem Reiseführer sowie mit Händen und Füßen. Geht alles :-)



























Zu Gast bei einer iranischen Familie

Danach geht es ins Gebirge. Wir wollen den Thron von Salomon, eine Ruinenzitadelle aus der Zeit der Mongolen und Sassaniden, anschauen und das Gefängnis des Salomon, einen erloschenen Vulkan, besteigen. Auf dem Weg dahin, müssen wir gegen starken Seitenwind ankämpfen, was vor allem beim Anhalten hart ist - wenn man den Boden nur mit den Fußspitzen berührt...



























Aufstieg zum Gefängnis des Salomon


Für die Nacht finden wir ein tolles Plätzchen, direkt neben einer sprudelnden heißen Thermal-Quelle und genießen ein Bad bei Vollmond. Sehr romantisch!


























Unsere heiße Badewanne



























Ein typisches Lehmdorf im iranischen Hochland


Auf unserem Weg weiter in den Osten durchqueren wir Zanjan und haben abermals Glück mit unserem Übernachtungsplatz. Als wir Arbeiter einer kleinen Obstplantage fragen, ob wir unser Zelt unter den Bäumen aufschlagen dürfen, führen sie uns zu ihrer Lehmhütte, in der noch Feuer im Ofen brennt, geben uns Axt, Säge und Frischwasser und verschwinden schnell zum Abendessen nach Hause. Wir freuen uns über das feste Dach über dem Kopf, kochen, richten uns in der Hütte für die Nacht ein und gerade als wir zähneputzen, hören wir ein Motorrad heranfahren. Zwei der Arbeiter sind wiedergekommen, um sich nach unserem Wohlbefinden zu erkundigen. Sie finden es in der Hütte viel zu kalt, stopfen die Fensterlöcher mit Lappen zu, verhängen die Tür mit unserer Plane, hacken Holz und heizen tüchtig im Ofen ein. Sie bleiben noch auf einen Tee und verabschieden sich dann, nicht ohne sich zu vergewissern, dass wir die Motorräder abgeschlossen haben.

Wir denken mit einem Lächeln an den Abend zurück.


























Die Lehmhütte

Von dort fahren wir nach Gazvin, um einen Tagesausflug in das Alborz-Gebirge zu unternehmen.

Die Strecke ist fabelhaft und führt uns in engen Haarnadelkurven durch tief hängende Wolken, vorbei an Dörfern, die sich an die Felsen schmiegen und bietet spektakuläre Ausblicke auf schneebedeckte Berge. Wir folgen der sich windenden Straße bis auf 3000 Meter und erreichen die Festung von Alamut, welche im 11. Jahrhundert gegründet wurde und die ersten "Assassini" beherbergte. Die Krieger verabreichten ihren Opfern Haschisch, um sie anschließend aus politischen oder religiösen Motiven zu ermorden.



























Im Alborz-Gebirge












































Aussicht von der Festung von Alamut



























Festung von Alamut


Dieser Ausflug war eines der Highlights des Landes, da das Panorama phantastisch ist und die Fahrt im Gebirge jedes Bikerherz höher schlagen lässt.

Nächstes Ziel: Isfahan. Dies soll die schönste Stadt im Iran sein und hat Freiburg im Breisgau als deutsche Partnerstadt. Wir besichtigen Moscheen und Brücken, schlendern über Bazaare und verweilen in Teehäusern. An einem Abend bekommen wir die Gelegenheit beim Training von Bastani, einem traditionellen heiligen Sport, zuzusehen. Dabei wirbeln Männer wuchtige Kegel durch die Luft, die bis zu 25 kg wiegen...wir haben's ausprobiert.




























Traditioneller Sport im Iran



























Bazaar













































Die Emam Moschee in Isfahan


Während unseres gesamten Aufenthaltes im Iran ist Ramadan. Dies bedeutet, dass hier tagsüber nicht öffentlich gegessen und getrunken werden darf und alle Restaurants geschlossen haben. Klingt schlimmer, als es für uns tatsächlich ist. Da man es als Vegetarier im Iran ohnehin schwer hat glücklich beim Essen zu werden, kochen wir meistens selbst. Hier in der Stadt können wir dies im Innenhof des Hostels machen, wenn wir unterwegs sind, fahren wir von der Straße ab und suchen uns ein einsames Plätzchen. Ausserdem sehen nicht alle Iraner das Ess- und Trinkverbot so streng.



























Maarten, Russel, Ilse und Renata beim Abendessen



























Nachts in Isfahan


Die Iraner sind ausgesprochen freundlich und neugierig. Woran wir das merken? Beim Fahren ruft uns fast jeder Zweite "Hello!" oder "How are you?" zu und wenn wir anhalten, werden wir schnell von einer Menschentraube umschlossen. Angenehmerweise halten sie trotz des enormen Interesses einen gewissen Abstand - im Gegensatz zur Türkei - , sodass wir uns zu keinem Zeitpunkt bedrängt fühlen. Wir müssen uns lediglich daran gewöhnen, permanent im Mittelpunkt zu stehen. Ob mit oder ohne Motorrad, als westlicher Tourist wird man ständig angesprochen und die täglichen 1000 Fragen á la "Hello Mister, where are you from?", "What's your name?" stellen unsere Geduld manches Mal auf die Probe. Unbeobachtet sind wir in der Oeffentlichkeit nie. Das ist das einzige "Problem". Keine der Befürchtungen, die aus dem in Deutschland durch die Medien vermittelten Bild entstammten, trifft zu. Wir halten uns, an die - zugegebenermaßen strengen - Regeln: Kopftuchpflicht für Frauen, keine enge und kurze Kleidung, keinerlei körperlicher Kontakt zueinander in der Öffentlichkeit und werden mit Freundlichkeit überschüttet. Wenn wir nach dem Weg fragen, fährt uns oft ein Iraner auf dem Mofa, der die Ehre unserer Eskorte offensichtlich genießt, voraus, um uns zum Ziel zu führen. Wir bekommen Obst geschenkt, können auf dem Markt umsonst "einkaufen", wenn wir nur ein Foto vom Händler machen.

Das Interesse an Westlern ist ungewöhnlich groß. Möglicherweise liegt dies daran, dass es Iranern per Gesetz verboten ist, mit Ausländern zu reden - es sei denn, sie besitzen eine Genehmigung als Touristenführer - und sie erliegen somit dem Reiz des Verbotenen.

Am Outfit vieler jüngerer Frauen - das Kopftuch dient lediglich zum Bedecken des Schopfes, die vordere Haarpartie wird frisiert, der Hijab, der eigentlich weite Mantel, ist figurbetont, darunter schauen enge Jeans hervor und stylishe Turnschuhe zieren die Füße - lässt sich erkennen, was sie von den Kleidervorschriften halten.

Von Isfahan fahren wir südöstlich nach Yazd, welches sich zwischen den beiden großen Wüsten befindet und demzufolge ist es dort tagsüber richtig heiß, was das Kopftuch und den Hijab zur Qual macht.

Die Alstadt ist wundervoll pittoresk: aus Lehmhäusern aufgebaut, die mit Windtürmen bestückt sind, um jeden noch so geringen Windhauch zur Kühlung des Inneren aufzufangen.




























Auf dem Hoteldach in Yazd














































Wir



Wir lassen uns in der Stadt treiben und kommen zur Emamzade Sayyed Ja'far Moschee. Die Eingänge für Frauen und Männer sind getrennt, der große Gebetsraum ist ebenfalls mit einem riesigen Vorhang abgetrennt, sodass keine Berührung, auch kein Blickkontakt, zwischen den Geschlechtern stattfinden kann. Ich finde dies in einer Moschee ganz angenehm, da dadurch wirklich eine Atmosphäre des unbeobachtet-und-ungestört-sein entsteht. Während die Moschee von außen und innen reich mit Mosaiken verziert ist, beschränkt sich die Einrichtung auf einen dicken, weichen Teppichboden, der von Wand zu Wand reicht. Hier sitzen die Iraner beisammen, um zu klönen, in Gebetsbüchern zu lesen oder auch zu schlafen. Es herrscht eine Atmosphäre der Ruhe und Entspannung. So meditiere ich vor dem Schrein sitzend einige Minuten und fühle mich anschließend erholt, sehr entspannt und zufrieden. Erstaunlicherweise geht es Tobi im Nebenraum genauso und wir beschließen uns öfter vor dem Trubel der Städte in Moscheen oder andere Gotteshäuser zurückzuziehen.




























Schrein in einer Mosche in Yazd

Nach zwei weiteren Fahrtagen kommen wir in Bam an. Überall sind noch die Schäden des Erdbebens von vor zwei Jahren zu sehen. Viele Häuser sind noch zerstört und die provisorischen Container dienen auch heute als Wohnung oder Geschäft.




























Container-Geschäft in Bam


Wir haben uns in dieser Stadt mit Ilse, Maarten und Russel verabredet, um das letzte Stück im Iran sowie die Strecke bis Quetta in Pakistan gemeinsam zu machen.


























Russel, Stefan, Ilse, Reni, Tobi, Maarten und Neill

Nach 300 km durch die Wüste schlagen wir abends unsere Zelte auf, doch die Militärpolizei hat uns dabei beobachtet und schickt uns weg, da sie die Gegend für zu gefährlich zum wilden Campen hält. Sie zwingen uns in der Dunkelheit nach Zahedan weiterzufahren, um dort im Hotel zu übernachten...














































Auf nach Pakistan


(20.11.05, RM, TM)

Kontakt | Impressum | copyleft 2007 wenigerismehr.de