Transasiatour


Unterwegs

Kambodscha 26.07. - 24.08.2006

 

Währung: Riel, 5000 Riel = 1 Euro
Aufenthalt: 30 Tage
Route:

Poipet -- Sisophon -- Siem Reap -- Kompong Thom -- Kompong Cham -- Kratie -- Phnom Penh -- Kampot -- Pursat -- Battambang -- Poipet

Gefahrene km: 2010 km
Benzin: 4200 Riel/L (0,84 Euro /L)



























Kambodscha

Kambodscha hat sich zu einem unserer Lieblings-Länder entwickelt. Zur Regenzeit ist die Vegetation üppig, endlose, leuchtend grüne Reisfelder sind mit Zuckerpalmen gesprenkelt und in der Ferne sind einige Regenwald überwucherte Berge sichtbar. Die Menschen sind fröhlich, aufgeschlossen und sehr bemüht ihr Leben nach dem Alptraum der Herrschaft der Roten Khmer und dem anschließenden Bürgerkrieg neu auszurichten. Oft sitzen junge Leute abends in kleinen Gruppen zusammen und lernen gemeinsam Englisch, da sie sich dadurch bessere Zukunftschancen ausrechnen. Und dann sind da noch die Kinder, sie sind überall, lachen und winken uns enthusiastisch zu. 40% der Bevölkerung sind unter 15 Jahren, von so viel Nachwuchs kann Deutschland nur träumen.

Aber auch negative Aspekte prägen dieses schöne Land: Die Korruption ist groß, ohne Bestechung läuft fast nichts und schon für 200 Dollar kann man unliebsame Personen beseitigen lassen.

Kaum ist die Grenze von Thailand nach Kambodscha überschritten, hören auch schon die asphaltierten Straßen auf und wir fahren durch die staubige Grenzstadt Poipet. Der folgende Highway besteht aus zerbröckelndem Asphalt, aus dem die darunter liegenden Steine hervorkommen und riesigen Schlaglöchern sowie rotem Staub. Es ist eigentlich unverständlich, dass die einzige Hauptstrasse, die von Thailand nach Siem Reap - zu den berühmten Tempeln von Angkor - führt, in einem derart katastrophalen Zustand ist. Bereits hier wird die Korruption offenkundig. In diesem Fall wird gemunkelt, dass eine gewisse Fluggesellschaft einflussreiche Personen bezahlt, um Straßenbauarbeiten so lange wie möglich hinauszuzögern. Wir holpern also 120 Kilometer über Schlaglöcher, die teilweise kinderplanschbeckengroß sind und kommen gut durchgeschüttelt nach Siem Reap.














































Highway Nr. 5 nach Siem Reap

Achtung Landminen!

Ganz in der Nähe des Eingangs zum Angkor-Gelände befindet sich das weniger bekannte Landminenmuseum. Dort hat Aki Ra in einem Holzverschlag verschiedenste Anti-Personen- und Panzer-Minen ausgestellt, die er selbst aufgespürt und entschärft hat. Dazu hängt Informationsmaterial über Minen im Allgemeinen und Speziellen und Zeitungsartikel über sein Museum an den Brettern. Da es die weniger schönen Seiten des Landes zeigt und Touristen verschrecken könnte, ist es von einigen Behörden nicht gerne gesehen und wurde schon mehrfach geräumt. Aber Aki Ra hat das Museum jedesmal wieder neu aufgebaut, Nachschub an Minen gibt es ja genug.

Aki Ras Leben ist von Krieg und Kampf geprägt. Von den Roten Khmer wurde er als Kindersoldat eingesetzt und musste Minen verlegen. Als die Vietnamesen einmarschierten, wurde er von ihnen geschnappt, musste für sie kämpfen und Minen gegen die Roten Khmer legen. Nach dem Abzug der Vietnamesen hat er dann mit der UN Minen geräumt, als Experte sozusagen.

Heute unterhält er das Landminenmuseum in Siem Reap und führt Fortbildungsveranstaltungen durch, in denen er sein Wissen an Einheimische weitergibt und Aufklärung betreibt. Mit seiner Frau hat er von Minen verstümmelte Kinder adoptiert, denen er eine Ausbildung ermöglicht und damit ihre Zukunftsperspektiven enorm verbessert. Er ist immer noch freiwilliger Minen-Entschärfer und zieht lediglich mit einem Stock und einem Schraubenzieher ausgerüstet los. Was er dabei alles findet, ist eindrucksvoll zu sehen. Aber seine billige und effektive Methode hat auch Gegner: Werden doch mit Hilfsgeldern aus dem Ausland professionelle Entschärfungstrupps bezahlt, die die gleiche Arbeit für ein Vielfaches an Geld verrichten.














































Im Landminen-Museum

Viele ländliche Gegenden Kambodschas sind auch heute noch stark minenverseucht. Es finden zwar Entminungsaktionen statt, aber häufig werden Minen gefunden, indem jemand drauftritt. Besonders tückisch sind leichte Plastik-Minen, die "erfunden" wurden, damit der Soldat mehr tragen und somit mehr verlegen kann, zudem sind sie schwer aufzuspüren. Von starken Regenschauern können sie weggespült werden und so auch in bereist geklärte und als solche gekennzeichnete Gebiete gelangen.

In Kambodscha gibt es einen großen Anteil an verkrüppelten oder blinden Menschen, denen oft keine andere Möglichkeit bleibt, als zu betteln. Es gibt keine staatliche Unterstützung und nur unzureichende Hilfsprogramme.

Seeing Hands

Ein Projekt, um Blinden eine Erwerbstätigkeit zu ermöglichen, ist sie als Masseure auszubilden. Sie lernen dabei eine Druckpunkt-Massage-Technik und arbeiten in Massage-Salons, die wir in größeren Städten in ganz Kambodscha wiederfinden. Am Eingang werden wir freundlich empfangen und in den Raum geführt, in dem vier bis fünf Massageliegen stehen. Ein Angestellter gibt uns weite Baumwollhemden und -hosen und ein Körbchen für unsere Kleidung. Nach dem Umziehen werden wir zur Liege geführt und vom Masseur gefragt, ob wir die Massage "sanft", "mittel" oder "hart" bevorzugen. Auf dem Bauch liegend fangen die Blinden mit der Massage des Kopfes an, arbeiten sich über die Schulter-Nackenpartie zum Rücken und den Beinen durch, enden mit den Füßen und einer Art Verknotung der Beine. Sie wissen genau, wo sich die Muskelstränge und Verspannungen befinden, drücken diese so treffsicher, dass wir froh sind, nur die Medium-Variante gewählt zu haben.

Da wir das Projekt unterstützenswert und die Massage unglaublich entspannend und wohltuend finden, sind wir dort häufige Besucher.

Angkor

Die Tausend Jahre alten Tempel von Angkor sind die Haupt-Touristenattraktion. Sie sind in einem weitläufigen Areal verstreut, in dem Kambodschaner, wie an irgendeinem anderen Ort auch, leben und Reis anbauen.














































Reisbäuerin im Tempel-Gelände

Wir kaufen uns für 40 US$ ein Drei-Tagesticket. Den ersten Tag sind wir mit Fahrrädern unterwegs, besuchen mit Angkor Wat den bekanntesten der Tempel, der auch die Landesfahne und Geldscheine schmückt.



























Tobi mit barbusigen Apsaras

Auf den sehr steilen Treppen, die auf die dritte und höchste Ebene des Tempels führen, drängen sich zahlreiche Touristen. Zweifelsohne ist es ein großartiges Werk menschlicher Baukunst, aber von Weitem ist es deutlich imposanter, aus der Nähe ist der Verfall recht stark. Der Funke der Begeisterung will auf uns nicht so recht überspringen.

Wir radeln zur nördlich gelegenen Festungsstadt von Angkor Thom und passieren das monumentale Südtor, das von einer riesigen viergesichtigen Statue von Avalokiteshvara gekrönt ist. Bayon, der Haupttempel von Angkor Thom befindet sich in der exakten Mitte der Festungsstadt und gleicht aus der Ferne einem Steinhaufen. Näher betrachtet, ist er von 216 überdimensionalen Gesichtern desselben Boddhisattvas geprägt, die große Ähnlichkeit mit dem Erbauer und damaligen Herrscher Jayavarman VII haben. Auf diese Weise wollte er wohl seinen Untertanen das Gefühl vermitteln, alles im Blick zu haben.



























Bayon, das Herz von Angkor Thom

Als nächstes fahren wir zu Ta Prohm, der Berühmtheit erlangt hat, als dort vor einigen Jahren ´Tomb Raider´ gedreht wurde. Im Gegensatz zu den meisten Tempeln wurde dieser in dem ursprünglichen Zustand belassen, wie ihn die französischen Entdecker vor über einem Jahrhundert vorfanden. Der Dschungel überwuchert den Tempel, riesige Bäume wachsen auf den Mauern und die Wurzeln umschlingen alles, was sie zu fassen bekommen. Ein gigantischer Baum, dessen Stamm einen Umfang von mehreren Metern hat, wächst in einer Ecke des Gemäuers, daneben ist ein Areal abgesperrt: Akute Einsturzgefahr.

Uns gefällt der Banteay Kdei besonders, dessen für die Khmer-Bauweise so typischen ´Prangs´ (Türme) zwischen den Bäumen hervorragen. Bereits heruntergefallene Steine sind von hellgrünem Moos bewachsen, das im Sonnenlicht fast fluoresziert. Wir erkunden die Gänge, bestaunen die fein gearbeiteten Apsaras (tanzenden Nymphen) und die kopflosen, steinernen Wächter, die den einfallenden, kriegerischen Nachbarstaaten zum Opfer gefallen sind.



























Vor dem Banteay Kdei in Angkor

Wo viele Touristen sind, da sind auch Verkaufsstände nicht weit. Kaum halten wir vor einem Tempel, sitzen noch auf den Rädern, wird uns schon zugerufen "Buy water, Sir? Good food here, very cheeeeeap!" Oder eine Horde Kinder stürmt auf uns zu, umringt uns, alle strecken die gebastelten Blumen, Fische oder sonstwas entgegen und rufen durcheinander. Das klingt dann etwa so: "Hello, hello...you buy flowers...cheap price...buy flowers...faifouandoolaaaa (fünf für einen Dollar)". Sie wiederholen dies in einer Endlosschleife, bis die nächsten potentiellen Kunden kommen, auf die sich die ganze Meute dann stürzt.



























faifouandoolaaaa

Den zweiten Tag fahren wir mit dem Motorrad zu den etwas abgelegeneren Tempeln der Roulos-Gruppe. Dort finden wir die Ruhe, die wir bei den zentralen Tempeln etwas vermisst haben und setzen uns auf die oberste Ebene, um den sagenhaften Anblick des umliegenden und zur Regenzeit üppig grünen Dschungels in uns aufzusaugen.

Erneut mit dem Motorrad starten wir am dritten Tag und kehren viele Tempel später abends in unser Domizil, eine Basthütte, zurück. Von so viel Besichtigung entspannen wir uns mit Yoga. Ein Junge schaut uns dabei interessiert zu, holt sich dann eine Matratze und macht mit. Ein zweiter schließt sich an und später noch ein dritter. Sie bleiben die ganze Stunde, bis zur Tiefenentspannung und den Atemübungen dabei. Nach dem Abschluss-"Om" sitzen die Drei in andächtiger Stille, gar nicht mehr quirlig, sondern offensichtlich entspannt. Als wir uns zum Abendessen fertig machen, versuchen sie die Übungen nachzuvollziehen und machen sie diskutierend nochmal. Über so viel Engagement müssen wir schmunzeln und verlassen die Kinder gut gelaunt.



























Kinder machen mit uns Yoga

Kompong Thom - Kratie

In der Umgebung von Kompong Thom, 140 km südöstlich von Siem Reap, besichtigen wir die von wesentlich weniger Touristen besuchten prä-angkorianischen Tempel von Sambor Prei Kuk, zu denen Straßen aus rotem Sand führen.



























Angelnde Kinder

Auf dem Rückweg von den Tempeln nach Kompong Thom fängt es monsunartig an zu regnen...ach, wie überraschend in der Regenzeit. Ohne Regenkleidung dabei (es sollte ja nur ein kleiner Ausflug werden) wollen wir den Schauer abwarten. Als es aber nach einer Stunde immer noch regnet und die Sonne fast schon untergegangen ist (auch das sehr überraschend), starten wir wieder. Schnell stellen wir fest, dass wir dem Regen genügend Zeit gegeben haben, den Weg aus rotem Sand in einen Weg aus rotem Schlamm zu verwandeln. In schwärzester Nacht, bei prasselndem Regen, fahren wir im ersten Gang zurück. Es ist günstig durch die (meist tiefen) Pfützen zu fahren, da dort der Untergrund noch einigermaßen griffig ist, im Gegensatz zum restlichen Weg. Wie gut, dass es so viele Pfützen gibt! Irgendwann fängt das Ganze dann auch an Spaß zu machen...man muss nur die richtige Einstellung dazu entwickeln.

Außer uns ist fast niemand mehr unterwegs, aber nach ein paar Kilometern gabeln wir zwei Französinnen auf, die mit dem gemieteten Moped stecken geblieben sind, dessen Licht nicht funktioniert. Sie fahren im Schein unseres Rücklichtes hinterher und nach einer Stunde haben wir die elf Kilometer zur asphaltierten Hauptstraße gemacht. Wir und das Motorrad sind total verdreckt - einige nennen das auch "artgerechte Haltung" der Transalp.

So manches Mal machen wir uns Gedanken um unsere Motorräder und insbesondere die Beladung. "Wir sind zu schwer", sagt Reni oft. Aber was sollen wir aussortieren? Schon mehrfach sind wir unsere Ausrüstung Stück für Stück kritisch durchgegangen. Gewicht loszuwerden ist nicht einfach. Als wir sehen, wie Kambodschaner auf kleinen Mopeds drei ausgewachsene, lebende Schweine transportieren, sind wir vergleichsweise wenig beladen und beschließen, uns darum nicht mehr zu sorgen.



























Schweine werden so transportiert, lebend!

Kratie ist eine entspannte Kleinstadt, am Mekong gelegen. Wir fahren dorthin, um die im Fluss lebenden und vom Aussterben bedrohten Irrawady-Delphine zu sehen. Sie stellen eine Besonderheit dar, da sie eine von nur vier Arten der ausschließlich im Süßwasser lebenden Delphine sind. In einem tiefen Becken desFlussbettes soll es 16 "permanent residents" geben. Bei einer Bootsfahrt können wir dann tatsächlich einige Exemplare beobachten, wie sie alle paar Minuten zum Luftschnappen an die Oberfläche kommen.


























Bootsfahrt auf dem Mekong


























Stelzenhaus im ländlichen Idyll

Als wir nachmittags durch Kratie schlendern, kommen von hinten einige Kinder mit lautem Geschrei angerannt und packen mich an den Händen. Aus einem Impuls heraus fasse ich beide kleinen Hände stärker und schleudere sie karusselartig herum. Das Gekreische ist groß und die folgende Schlange ebenso. Wir spielen einige Minuten mit den begeisterten Kindern und müssen dann zu unserer Befreiung davonlaufen. Herrlich.



























Kinder in Kratie, in Nordkambodscha


























Hausboote bei Kompong Cham

Phnom Penh und die ´Hash House Harriers´

Auf dem Weg von Kratie nach Phnom Penh, der Hauptstadt, treffen wir in einem Restaurant Georg, einen deutschen Entwicklungshelfer. Spontan lädt er uns ein, bei sich zu wohnen. So haben wir in Phnom Penh Familienanschluss und führen mit ihm manches interessante Gespräch über die schreckliche jüngere Geschichte Kambodschas und die gegenwärtige Situation.

Vielen Dank nochmals für Eure große Gastfreundschaft und die gute Zeit, die wir mit Euch verbracht haben!


























Reni in Phnom Penh mit Georg, Johann und Hamisah

Am Sonntag nimmt mich Georg mit zu den ´Hash House Harriers´ von Phnom Penh: Abwechselnd legen zwei bis drei Mitglieder, die an diesem Tag die "Hasen" sind, einen "Lauf". Man fährt auf der Ladefläche eines LKWs gemeinsam zum Startpunkt und die Hasen sagen, in welche Richtung es losgeht.



























Die Phnom Penh Hash House Harriers

Dann wird gerannt. Der richtige Weg ist mit weißen Punkten markiert. An Kreuzungen findet sich ein weißer Kreis und die Jogger schwärmen in alle Richtungen aus, bis aus einer dann "ON ON" zu hören ist, der Ruf für den richtigen Weg. Wer in eine falsche Richtung unterwegs war, dreht um. Eine Horde von Expats - Ausländer, die in Kambodscha leben und arbeiten - und einige Einheimische rennen also durch die kambodschanische Landschaft, machen ihren Sonntags-Sport und haben viel Spaß. Die Anwohner amüsiert dieses für sie unbekannte Spektakel von "grundlos" umherlaufenden Ausländern.

Kaum sind wir an diesem Sonntag unterwegs, fängt es an zu regnen. Schon nach Kurzem sind alle klatschnass und da es nasser nicht geht, stört der Regen nicht weiter. Aber er weicht die Feldwege auf und dicke Dreckklumpen bleiben an den Schuhen wie Gewichte hängen. Nach eineinhalb Stunden erreichen wir den Ausgangspunkt, ordentlich außer Atem. Dort wurde im Garten eines Teilnehmers eine Grill-Party vorbereitet. Als alle angekommen sind, stellt sich die Laufgruppe im Kreis auf, die Neuen (Virgins) werden begrüßt und in die Mitte des Kreises gerufen, um Fragen zu beantworten. Dann werden Teilnehmer von ´Hashs´ aus anderen Städten (foreign spies) identifiziert und befragt. Dabei wird viel Bier getrunken. So erklärt sich dann, dass die ´Hash House Harriers´ auch als ´drinking club, with a running problem´ bezeichnet werden.

Die ´Hash House Harriers´ gibt es in vielen größeren Städten rund um den Globus.

Genozid-Museum

S-21 oder Toul Sleng sind die Namen für ein ehemaliges Schulgebäude, inmitten eines Wohnviertels in Phnom Penh, das von den Roten Khmer von 1975 - 1979 als Gefängnis benutzt wurde. Wer ein Intellektueller war, dazu reichte oft schon das Tragen einer Brille, oder ein Gegner von "Angkar", der Partei, wurde dort so lange gefoltert, bis er ein vorbereitetes Geständnis unterschrieb. Das war dann das Todesurteil. Es folgte der Transport in das 16 km entfernte Choeung Ek, eines von Hunderten "killing fields", wo er oder sie dann exekutiert wurde. Bevorzugt hat man die Opfer erschlagen oder geköpft, um Munition zu sparen. Einige der Massengräber sind ausgehoben und mit Gedenktafeln versehen. Die geborgenen Schädel, oftmals mit Brüchen, und Gebeine sind in einer Gedenkstupa zu Tausenden ausgestellt.

Gefängnisse wie das Toul Sleng in Phnom Penh gab es im ganzen Land, wobei das S-21 das größte seiner Art war. Von den über 17 000 Insassen, die allesamt akribisch mittels nummerierter Fotos, teilweise vor, manchmal auch nach der "Befragung", katalogisiert wurden, überlebten lediglich sieben.

Während der Roten Khmer Herrschaft sind Schätzungen zufolge zwei Millionen Menschen ermordet worden oder infolge von Hunger und Krankheiten gestorben.



























Grauenvolle Landkarte Kambodschas im Toul Sleng

Transamphibia oder Wo der Pfeffer wächst

Unser nächstes Ziel ist Kampot, da dieses Städtchen am Fluss liegt und als sehr gemütlich und atmosphärisch beschrieben wird. Ich habe mir in Gedanken ein schönes Guesthouse mit Hängematte und einige ruhige Tage ausgemalt.

Bereits nach einer Stunde Fahrt bezieht sich der Himmel ganz grau, geradezu anthrazitfarben, wobei es normalerweise erst am Nachmittag regnet und wir um neun Uhr losgefahren sind. Also halten wir an der Straße an und packen uns im beginnenden Regen in die Kombis und ziehen Plastiktüten über die Schuhe.



























Bereit für den Regen

Zunächst denke ich, im Regen fahren ist gar nicht so schlimm, wenn man die richtige Klamotte hat, außerdem haben die lange unnütz mit uns rumgeschleppten Regensachen, dann auch ihre Daseinsberechtigung. Durch den Fahrtwind wird es allmählich kühl. Irgendwann merke ich, dass Wasser in meine Hose läuft, da es sich im Schoß des Regenkombis sammelt. Also stelle ich mich ab dem Zeitpunkt öfters auf, um das Wasser abzuleiten. Trotzdem wird mir immer kälter.

Die Straße ist gut, das heißt asphaltiert und recht neu. Aber nach einiger Zeit sind Teile davon überflutet, da die umliegenden Reisfelder alle unter Wasser liegen, nichts mehr aufnehmen können und die Straße nicht erhöht gebaut worden ist. Meist ist es nur eine Seite oder nicht sehr tief, aber schon merkwürdig durch Wasser zu fahren, vor allem, da man oft die Strömung auf der Fahrbahn sieht. Ganz schleichend finden wir uns vor immer tieferen Überflutungen wieder. Das Wasser spritzt richtig hoch, an der Lenkerverkleidung vorbei, bis ans Visier (das ich etwas offen halten musste, da es ansonsten beschlägt) und die Füße sind ohnehin drin. Anfangs hält die Tüte das noch ab, aber eine große Welle löst sie dann aus dem Gummizug des Kombis und ich spüre wie mir das kalte Wasser in die Schuhe schwappt - na toll.

Wir überqueren noch eine Holzbrücke, halten darauf, da die Straße von dort an ein See ist. Man sieht überhaupt nicht, wie breit sie sein könnte, alles ist von braunem Wasser bedeckt. Die Einheimischen waten, schieben ihre Fahrräder durch und auch Mopeds fahren. Ein entgegenkommender Fahrer macht Tobi in Zeichensprache deutlich, dass es im ersten Gang ok sei. Er macht sich bereit und fährt los. Ich schaue ihm herzklopfend hinterher, sehe wie er richtig tief im Wasser ist, bis zur Hälfte der Koffer bestimmt, einmal ins Trudeln kommt und male mir schon die Szene aus wie das Motorrad umkippt und wir es dann wieder aufrichten müssen. Deshalb bleibe ich lieber stehen, damit wir wenigstens nur ein umgekipptes Motorrad haben. Aber er schafft es zum Glück bis ans andere Ufer und ich sehe wie er sich im roten Regenkombi zum Fotografieren bereit macht.

Das Herz schlägt mir bestimmt bis zum Hals, als ich mich aufs Motorrad setze und den ersten Gang einlege. Eigentlich weiß ich, dass ich mich hinpacken werde, wenn sogar Tobi schon ins Straucheln kam... Ich fahre trotzdem, nützt ja nix. Das Wasser ist tief, ich versuche noch die Füße von den Rasten zu nehmen, aber da die Koffer so viel Angriffsfläche bieten und es eine ordentliche Strömung von rechts nach links gibt, nehme ich sie wieder rauf. Dass meine Füße klitschnass sind, realisiere ich gar nicht wirklich. Ich bin hochkonzentriert, will nicht umkippen. Merke, dass ich nach links abdrifte, alle anderen gehen deutlich weiter rechts, keine Ahnung wo die Straße aufhört und der unbefestigte Matsch anfängt. Mist, denke ich noch, ich muss weiter nach rechts, aber nicht zu ruckartig und nicht zu viel denken, da man dann zwangsläufig vom Gas geht und das Motorrad dann erst recht instabil wird.

Es gelingt mir, wieder mittiger zu fahren, auch den entgegenkommenden Leuten auszuweichen und ich sehe aus den Augenwinkeln wie der rot leuchtende Tobi näher kommt, während mir eine Welle ans Visier klatscht. Fahre ich noch oder schwimme ich schon? Tatsächlich komme ich drüben an und schaffe es auch das Motorrad sicher abzustellen, um mir die voll gelaufene Plastiktüte, die schwer am Fuß baumelt, abzunehmen und tief durchzuatmen. Auf der Mitte der Fahrbahn, die am höchsten ist, stehen einige Autos, die sich scheinbar nicht trauen durchzufahren und wir kommen aus dem See!



























Wasserdurchfahrt nach Kampot

Wir sind beide klitschnass, aus den Schuhen habe ich das Wasser ausgegossen und wir fahren die letzten Kilometer zur Stadt. Tobi macht sich auf die Suche nach einer Unterkunft. Mir ist kalt, ich bin total durchnässt. Auf den letzten Kilometern merkte ich, wie irgendwie doch immer mehr und mehr Regen durch den Kombi kam und ich schließlich in einer Pfütze saß, mir das Wasser die Beine entlanglief... Tja, und die Flussdurchfahrt hat dafür gesorgt, dass meine Füße, die als einzige noch warm und trocken waren, nun auch nass sind. Ich kippe nochmals meinen rechten Schuh aus und wringe die Socke aus, damit das Wasser beim Gehen nicht so schwappt.

Nachdem wir ein Zimmer bezogen haben, ziehen wir uns kurze Hosen an und waten in Flip-flops (neben hüfthohen Angler-Gummistiefeln, das ideale Schuhwerk) durch die riesigen Pfützen auf die andere Straßenseite zum Restaurant. Zurück im Hotel spannen wir noch eine Leine und hängen die Sachen aus den Koffern auf, die nass geworden sind: Klamotten, Hefte, Landkarten hängen im Zimmer, lose Zettel liegen auf dem Mückennetz zum Trocknen aus. Was für ein Anblick!

Wir dachten, dass das Wasser, angesichts der letzten Passagen, in den Koffern stehen müsste. Erstaunlicherweise ist den elektronischen Geräten nichts passiert und nur einige Dinge, die zuunterst in den Koffern waren, sind feucht geworden. Das Wasser kam hauptsächlich als Spritzwasser von der Vorderseite rein. Wir sind froh, als wir den Schaden begutachten, hatten wir doch mit viel Schlimmerem gerechnet.

Am nächsten Morgen werden wir von Helikoptergeräuschen geweckt. Als wir aus dem Fenster gucken, sehen wir eine große Menschenmenge und wie jemand beim zentralen Kreisverkehr winkt, um den Landeplatz anzuzeigen. Der Premierminister und ein Presseteam hüpfen aus den zwei Helis heraus. Da kriegen wir mal was geboten!

Das Wasser ist noch höher als am Tag zuvor, in einigen Straßen verkehren Boote als Taxen, Kinder spielen in aufgeblasenen LKW-Schläuchen oder treiben in einem Planschbecken durch die Stadt. Erstaunlicherweise nehmen es die Einwohner, soweit wir das beurteilen können, recht gelassen und waten einfach durch das braune Wasser, fahren ganz normal mit Mopeds und Rädern durch die überfluteten Straßen, als gehöre es zum Alltag. Wir erfahren, dass es in Kampot wohl jedes Jahr in der Regenzeit Überschwemmungen gibt, aber die ist wohl so heftig wie zuletzt vor 6 Jahren.



























Flutfrühstück in Kampot

Ach ja, der Pfeffer. Kampot ist berühmt für seinen Pfeffer und während Kambodscha noch französische Kolonie war, gab es in Frankreich kein renommiertes Restaurant, das nicht mindestens ein Kampot-Pfeffer-Gericht im Angebot hatte. Und dass Kampot-Pfeffer wirklich so köstlich ist, davon haben wir uns überzeugt.

Entlang des Tonle Sap nach Battambang

Während der Regenzeit von Juni bis Oktober schwellt der Mekong dramatisch an und zwingt den Tonle Sap-Fluss nordwestwärts in den gleichnamigen See zu fließen. In dieser Zeit dehnt sich der gewaltige See von etwa 3000 auf fast 13 000 qm aus. Wenn die Wassermassen im Mekong während der Trockenzeit zurückgehen, dreht der Tonle Sap seine Fließrichtung um und das Flutwasser des Sees fließt zurück in den Mekong. Durch diesen einzigartigen Prozess weist der Tonle Sap eine der reichsten Vorkommen an Süßwasserfischen auf.

Am südlichen Ufer folgen wir dem See Richtung Westen nach Battambang. Unsere letzten Tage in Kambodscha verbringen wir dort, lassen das beschauliche Treiben in der Provinzhauptstadt auf uns wirken und machen Ausflüge in die reizvolle ländliche Umgebung.














































Lokales Transport-Moped














































Wat Phnom Sampeau



























Mönche erbitten von den Anwohnern Reis

(16.09.06, RM, TM)

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