Transasiatour


Unterwegs

Thailand 02. - 26.07.2006

 

Währung: Baht, 48 Baht = 1 Euro
Aufenthalt: 24 Tage
Route:

Bangkok - Wang Takhrai -- Aranyaprathet

Gefahrene km: 521 km
Benzin: 28,8 Baht/L (0,60 Euro /L)











































Wir sehen gelb

Gestern sind wir von Kathmandu nach Bangkok geflogen und heute befinden wir uns im Cargo-Gebäude, um die Motorräder aus dem Zoll zu lösen. Kaum laufen wir mit den orangen Carnets auf der Suche nach dem für uns zuständigen Büro herum, werden wir von mehreren Thais in gelben T-Shirts angesprochen, die uns behilflich sein wollen. Nein, einen Agenten brauchen wir nicht und so versuchen wir ab nun die Mitarbeiter in gelben Shirts mit dem Emblem auf der linken Seite auf Distanz zu halten, während wir von einem Büro zum nächsten und noch dreimal zurück laufen.



























Der Papierkrieg geht weiter

Mittlerweile wissen die gelben Agenten auch, dass an uns kein Geld zu verdienen ist und lassen uns in Ruhe. Am Ende eines Bürokratiemarathons kommen wir in das Gebäude, wo auch unsere Kisten stehen sollen. Ein "Gelber" schnappt sich unseren Papierstapel. Wir intervenieren und machen ihm deutlich, dass wir keinen Agenten wollen und ihn folglich auch nicht bezahlen. Er winkt ab "no money" und macht sich an unseren Dokumenten zu schaffen: Sortiert sie rasend schnell um, stempelt wild, rennt in Büros, holt Unterschriften, gruppiert den Stapel erneut und macht richtig Dampf. Nach einer Weile führt er uns schließlich zu unseren Boxen, die übereinander gestapelt in einem Winkel der Halle stehen. Das hätten wir alleine in dieser Zeit nicht geschafft und wollen uns mit einem Trinkgeld bei unserem Helfer bedanken. Dieser winkt aber erneut ab. Entweder war er kein Agent oder extrem hilfsbereit. Aber unsere Gedanken wandern schon zu den Motorrädern.



























Gut in Bangkok angekommen

Mitten in der Cargo-Halle öffnen wir gespannt die Holzkisten und stellen zu unserer Erleichterung fest, dass alles vorhanden und intakt ist. Wir schrauben die Motorräder in der schwülen Hitze Bangkoks wieder zusammen und sind schweißgebadet, als wir fertig sind. Nun ist es bereist dunkel geworden und so starten wir die erste Fahrt in Thailand im Scheinwerferlicht. Der Verkehr ist für eine Sieben-Millionenstadt erstaunlich wohl geordnet und wir finden problemlos zu unserem Hotel.

Als wir in den nächsten Tagen auch auf den Straßen Bangkoks, weit entfernt vom Flughafen, unzählige Menschen in gelben T-Shirts mit demselben Emblem sehen, wundern wir uns: So viele Cargo-Agenten kann es doch gar nicht geben?! Wir fragen nach. König Bhumibol feiert in diesem Jahr sein 60. Thronjubiläum und ist damit der am längsten regierende Thai-König wie auch der am längsten regierende Monarch weltweit. Ihm zu Ehren tragen die Thais gelbe T-Shirts mit dem Königswappen über dem Herzen, denn die Liebe zur Königsfamilie ist in Thailand eine Herzenssache. Wer kein gelbes Shirt anhat, der bringt seine Treue meist mit einer Brosche des Königswappens oder zumindest mit einem Armband "Long live the King" zum Ausdruck. Der Verkauf von "Königsartikeln" ist ein boomendes Geschäft und so sehen wir zahlreiche Läden, die gold gerahmte, teilweise riesige Fotos der Königsfamilie, nebst Anhängern, Kugelschreibern und den bereits erwähnten T-Shirts und Broschen feilbieten.



























Königsverehrung

Die Achtung vor König Bhumibol geht sogar so weit, dass es verboten ist, auf Geld zu treten, da sein Konterfei alle Geldscheine und Münzen ziert.

In Bangkok verbringen wir viel Zeit mit der Generalüberholung unserer Motorräder und sind täglich in der Werkstatt, um die Wartungen entweder selber durchzuführen, den Mechanikern zuzuarbeiten oder ihnen über die Schulter zu schauen. Wir stellen das Ventilspiel neu ein, wechseln poröse Dichtungen aus, lassen den Vergaser synchronisieren und die Speichen nachspannen, reinigen die Zündkerzen, erneuern das Gabelöl, die Bremsflüssigkeit und das Motoröl.














































Schrauben in Bangkok

Nach einer arbeitsintensiven Woche haben wir uns eine mentale Abwechslung verdient und sind wieder Touristen.

Kommen Sie mit, wir machen eine Wat-Wanderung!

Von unserer Unterkunft aus gehen wir zu Fuß zum unweit gelegenen Wat Intharawihan, dessen Hauptattraktion eine etwa 50 Meter hohe, gold verkleidete, stehende Buddha-Statue ist. Gläubige knien vor den übergroßen Füßen, die als Altar fungieren und legen wunderschön gefaltete Lotusblumen als Opfergabe nieder, füllen die aufgereihten Almosenschalen der Mönche mit klimperndem Kleingeld. Bei Wats gibt es immer auch "Geldwechsler", die Scheine in Münzgeld umtauschen, um den Mönchen gleichmäßig spenden zu können. Eine Wand links des Tempels besteht aus Glasvitrinen, in denen die reich verzierten und mit einem Foto des Verstorbenen versehenen Urnen nebeneinander stehen.

Wir schlendern weiter zum Wat Bowon Niwet und kommen gerade zu einer Mönchsordination. Der werdende Novize kniet, so scheint es uns, vor einer Jury aus älteren Mönchen in safrangelben Roben. Abwechselnd beten mal die Älteren, mal der Jüngere, wobei sich buddhistisches Beten wie monotoner Singsang anhört. Am Ende der Ordination schließt der Novize zur Gruppe der anderen auf, verbeugt sich dreimal so tief vor dem ältesten Mönch, dass seine Stirn den Boden berührt, seine Bettelschale umgehängt und auf den Rücken geschoben. Während der Zeremonie sitzen die Angehörigen des Novizen in einiger Entfernung auf dem Boden, machen fleißig Fotos von diesem freudigen Ereignis und beschenken die Mönche reichhaltig am Ende der Ordination.



























Mönchsordination im Wat Bowon Niwet

Die Religion ist im Alltag fest verwurzelt und von jedem Jungen wird erwartet, für eine bestimmte Zeit Mönch zu werden, da die Familie dadurch große Verdienste erzielt. Üblicherweise werden drei Monate im Wat verbracht, die in die Regenzeit fallen.

Das Wat Ratchanatda liegt südöstlich und die großzügige freie Fläche davor mit akkurat geschnittenen Bonsaibäumen vermittelt ein Gefühl des Innehaltens an der ansonsten lauten, viel befahrenen Straßenkreuzung.



























Wat Ratchanatda

Wir setzen unseren Rundgang nach Osten, zum Goldenen Hügel, fort. Zunächst wählen wir einen Weg entlang des Kanals, entfernen uns von der Straße, den Autos und Mopeds und tauchen in ein uns unbekanntes Bangkok ein. Die Häuser werden kleiner, sind vornehmlich aus Holz gebaut, die Einwohner sitzen auf niedrigen Bänken oder Plastikhockern davor, bereiten Mittagessen zu oder lesen Zeitung. Die Uhren ticken hier langsamer. Der Fußpfad führt nun am Wasser entlang, wir passieren eine Gruppe fröhlicher Männer, laufen durch die Hintergärten der Häuser, aus denen immer wieder "Sawadee" (Hallo) ertönt. Der Weg entpuppt sich als Sackgasse und wir müssen doch auf der Hauptstraße mit den sie säumenden Gebäuden aus Ziegeln und Beton, der mehrspurigen Verkehrsader, zum Goldenen Hügel gehen. Diese goldene Stupa wurde, wie ihr Name bereits suggeriert, auf einer Anhöhe errichtet. Im Inneren befindet sich eine Buddha-Statue, vor der Gläubigen kniend beten oder ein mit Holzstifen gefülltes Etui so lange schütteln, bis einer der nummerierten Stifte herausfällt. Aus einem Regal ziehen sie dann einen der Nummer entsprechenden Zettel - es handelt sich dabei um eine Art Horoskop oder Wahrsagung.

Auf der obersten Plattform kann man die Stupa umrunden, während die gelben Fahnen des Buddhismus und die rot-blau gestreifte Nationalflagge im Wind flattern und man einen guten Blick über Bangkok hat. Die riesigen Hochhäuser von Downtown ragen aus dem bläulichen Smog hervor, überall blitzen goldene Verzierungen von den orange-grünen Dächern der Wats auf und die Autokolonne bahnt sich neben den pestenden Tuk-tuks ihren Weg durch die verstopften Straßen.

Wir gehen den Pfad entlang des Hügels wieder hinunter, vorbei an einer Schulklasse in weißen Hemden und dunkelblauen Hosen bzw. Röcken. Die Kinder trinken - wie es alle Thais gerne tun - Erfrischungsgetränke mit Strohalmen aus kleinen, eisgefüllten Plastiktüten oder essen Eiskugeln, sandwichartig in fluffiges Weißbrot gepackt.

Dem Straßenverlauf folgend, gelangen wir in ein Gebiet, wo goldene, sitzende Buddha-Figuren, in Zellophan gewickelt und anderes Zubehör zur Einrichtung des häuslichen Altars zum Verkauf angeboten werden. An einer lebhaften Kreuzung steht eine etwa 50 m hohe, gigantische, rote Schaukel oder vielmehr nur noch der Rahmen. Früher wurde sie bei der Feier des thailändischen Neujahrsfestes von jungen Männern als Mutprobe benutzt. Nach mehreren Todesfällen wurde dies allerdings verboten und die Schaukel entfernt.

Gegenüber befindet sich das Wat Suthat. Dieses ist von einer durchgängigen, hohen Mauer umschlossen, um dem Eintretenden auch baulich zu symbolisieren, dass man die Straße verläßt und ein Heiligtum betritt. Außerdem sorgt die Umrandung natürlich auch dafür, dass der Lärm ausgeschlossen wird und im Inneren, ungeachtet des starken Verkehrs vor dem Eingangstor, Ruhe und eine friedliche Stimmung herrscht. Die Innenseite der Mauer ist von einer endlos scheinenden Reihe, meditierender Buddha-Statuen umgeben. Einige erstrahlen in frischem Gold, mit einer safrangelben Robe um die Schultern, die anderen zeigen ihr steinernes Gesicht und warten noch auf die Restaurierung.



























Buddha-Statuen entlang der inneren Mauer des Wat Suthat

In der Mitte einer großzügigen, freien Fläche thront der Wihan, das Hauptheiligtum der Tempelanlage, welche die Buddha-Statue beherbergt und wo Gläubige ihre Opfergaben darbieten.



























Opfergaben

Wir verlassen dieses Wat mit dem Ziel des ältesten und größten Tempels in Bangkok, dem Wat Pho. Besonders verlockend finden wir nach einem laufintensiven Besichtigungstag die Vorstellung einer entspannenden Massage, denn auf dem Gelände befindet sich auch eine renommierte Thai-Massage-Schule. Leider sind wir zu spät dran und so schlendern wir bei Sonnenuntergang durch ein Labyrinth aus mosaikverzierten Chedis - glockenförmige Türme, die Reliquien von Buddha oder Thai-Königen beinhalten.



























Chedis beim Wat Pho

Zu Abend essen wir in einem Restaurant, an das wir aus einem früheren Thailand-Urlaub beste Erinnerungen haben und welches wir bei der Wanderung zufällig wiederentdeckten. Bei gebratenem Fisch in köstlicher Ingwersauce, frittiertem Wasserspinat und selbstverständlich Reis lassen wir einen tollen Tag ausklingen.

Zauberer am Wok

Eine nahezu einzigartige Esskultur haben die Thailänder entwickelt. Bereits früh am Morgen postieren sich die Besitzer der mobilen Garküchen an ihren Lieblingsplätzen, holen die bunten Plastikhocker und Klapptische von ihrem auf zwei Rädern rollenden Handkarren und bauen ihr Restaurant auf.



























Mobile Garküche

Angeboten wird auf dem Karren das Nationalgericht ´pad thai´ - mit Frühlingszwiebeln, Bohnensprossen, Ei und getrockneten Schrimps gebratene Nudeln - verschiedene Suppen, in Teig frittierte Bananen, gebratene Fleischspieße, gefüllte Crepes, sauer-scharfer Papayasalat und eisgekühlte Erfrischungsgetränke. Der Phantasie der Köche sind keine Grenzen gesetzt und so suchen wir zu den Mahlzeiten bevorzugt "Fressgassen" auf (Ansammlung von mehreren Garküchen), durchstöbern die Auslagen und können unser Glück nicht fassen: Thailand ist das Schlaraffenland!



























Appetitliches Fischgericht



























Scharfe Curry-Gerichte

Die mobile Verpflegung funktioniert übrigens rund um die Uhr, wovon wir uns während der Fußball-WM überzeugen. Wegen der Zeitverschiebung kommt das Halbfinale erst nachts um 2. Kurz vor dem Spiel haben wir nochmal Hunger und müssen nur vor die Tür der Pension gehen. Dort steht die Nachtschicht der Garküchen. Phantastisch. Um Proviant muss man sich nie Gedanken machen, etwas zu essen findet man überall, wo mehr als drei Thais versammelt sind. Selbstredend, dass wir es hier problemlos schaffen, die - nach der unfreiwilligen "Delhi-belly"-Diät in Indien und dem Trek in Nepal - verlorenen Pfunde wieder anzuessen. Es schmeckt einfach zu gut!

(16.09.06, RM, TM)

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