Transasiatour


Unterwegs

Malaysia 07.12. – 10.02.2007

 

Währung: Ringit, 4,5 Ringit = 1 Euro
Aufenthalt: 66 Tage
Route:

Georgetown – Kuala Lumpur – Lumut – Tanah Rata – Kuala Selangor – Port Dickson – Kuala Lumpur – Melakka – Kuala Lumpur – Kuala Kangsar – Georgetown

Gefahrene km: 2424 km
Benzin: 1,92 Ringit/L (0,43 Euro /L)










































Malaysia

„Visit Malaysia 2007 – Celebrating 50 Years of Nationhood” lesen wir auf vielen Werbebannern, kaum dass wir die Grenze überschreiten. Nachdem die Holländer die Portugiesen abgelöst und dann von den Engländern vertrieben wurden, ist das Land nun stolz auf 50 Jahre Unabhängigkeit von Kolonialherren. Unter anderem war Malaysia wegen seiner für den Seehandel strategisch günstigen Lage so attraktiv und die Schiffe segelten mit dem Südwestmonsun nach China und kehrten mit den Nordostwinden nach Indien zurück. Dies erklärt die ethnische und religiöse Vielfalt des Landes heute.

Die Insel Penang im Nordwesten war bis zum 18. Jahrhundert nahezu unbsiedelt. Die Besetzung durch die britische East India Company war ein strategischer Zug, um das Monopol der Holländer im Gewürzhandel in Melakka zu brechen und gleichfalls in Malaysia Fuß zu fassen. Es entstand eine blühende Handelsstadt, die Siedler vieler Nationen anzog, allen voran Chinesen. Mit dem Untergang des British Empire ist auch das Handelsunternehmen verschwunden. Die Chinesen hingegen sind geblieben und tragen zum Charme der Stadt bei. Viele Straßenzüge sind übersät mit senkrecht verlaufenden Schriftzeichen an den Häuserwänden, Geschäfte verkaufen traditionelle chinesische Kräuter und schenken bittere Gesundheitstees aus silbernen Kannen aus, die bei Chinesen sehr beliebt sind. Restaurants servieren Dim Sum, in Reispapier gedämpfte Köstlichkeiten, die Gäste unterhalten sich lauthals in Mandarin und Kantonesisch.



























Im Chinesenviertel in Georgetown



























Chinesische Drachen auf Pulau Penang

An das chinesische Viertel schließt sich Little India an. Hier herrscht die allgegenwärtige Mischung aus Musik und Räucherstäbchenduft, Frauen sind in bunte Saris gekleidet und der gesamte Götterklan der Hindus ist dabei.

Die Mehrheit der Bevölkerung Malaysias aber ist muslimisch. Ungleich der strengen Auslegung des Koran im Mittleren Osten, wird die Religion hier gelassener gelebt. Die Frauen nehmen am öffentlichen Leben genauso teil wie Männer. Sich auf offener Straße mit dem anderen Geschlecht zu unterhalten, ist nicht anzüglich und immer wieder sieht man verliebte Pärchen sogar Arm in Arm spazieren. Meist runde, stets zu Späßen aufgelegte Frauen führen resolut ihr Geschäft und verhandeln entspannt mit Männern. Oft tragen sie ein Kopftuch, gepaart mit kurzärmeligen Shirts und manchmal sogar hautengen Hosen.

Alle ethnischen Gruppen tragen zur kulinarischen Vielfalt bei und machen Penang zu einem Paradies für Essensliebhaber. Das Straßenbild ist sehr abwechslungsreich und das gemütliche Flanieren eine unserer Lieblingsbeschäftigungen. Uns gefällt die Mischung aus Moderne und Tradition, das harmonische Zusammenleben der so unterschiedlichen Kulturen.



























Pasembur - Typisches Essen auf Penang



































Verliebtes Pärchen



























Ubudiah Moschee in Kuala Kangsar

Zufällig treffen wir auf Penang Klaus-Peter und Claudia & Jan, drei Hamburger, die auch mit dem Motorrad gekommen sind...so klein ist die Welt.

Selbst aus dem sehr fortschrittlichen Thailand kommend, sind wir über die ausgesprochen gute Infrastruktur und die Moderne in Malaysia erstaunt: Das Straßennetz, flankiert von akkurat getrimmten Rasenflächen, ist tadellos mit riesigen Hinweisschildern; an Tankstellen wird die Kreditkarte immer akzeptiert, Ventilatoren verströmen feinst verteilte Wassertröpfchen zur Kühlung; die allermeisten Menschen sprechen bemerkenswert gutes Englisch, was die Kommunikation einfach macht.

Daneben hat dieses Land aber auch seine typisch südostasiatische Seite. An jeder Straßenecke gibt es mobile Essensstände, Händler ziehen „Bollerwagen“ mit eisgekühlten Getränken hinter sich her, andere bieten geschältes Obst, auf Eis gelagert, an. Auf der Straße herrscht eine Kakophonie aus laufenden Motoren, der im Stau stehenden Fahrzeuge, wildem Gehupe, lauten Gesprächen, die aus Restaurants dringen und Musik aus einigen Geschäften, durchbrochen vom Geschrei der fliegenden Händler.

Es gibt eine Unzahl von kleinen Mopeds mit 100 oder 125cc, deren Fahrer ihre Jacken meist verkehrt herum tragen. Diese Mopeds stellen im Verkehrsgetümmel eine eigene Fahrzeugkategorie dar, ausgestattet mit besonderen Rechten: Stauen sich in der Stadt die Autos an einer Ampel, manövrieren sich die Mopeds rechts oder links oder zwischen den größeren Fahrzeugen so weit nach vorne wie möglich. Auf diese Weise entstehen häufig bestimmte Routen zwischen den Autos, auf denen sich ein Moped nach dem nächsten nach vorne bewegt, bis auch diese Wege irgendwann verstopft sind. Es erinnert uns an eine Ameisenstraße, die wir jedes Mal schmunzelnd beobachten. Dieses Verhalten ist allgemein akzeptiert und kein Autofahrer wird deswegen ärgerlich, selbst die Polizei-Mopeds schlängeln sich durch den stehenden Verkehr.



























Ameisenstraße

Szilvia

Inzwischen ist es kurz vor Weihnachten und wir erwarten mit großer Vorfreude den Besuch von Szilvia, Renatas Schwester. Sie ist unsere Heimstation in Hamburg und regelt für uns, was wir aus der Ferne nicht machen können. Von Bank- und Behördenangelegenheiten, über Post abholen und sichten bis zur Untervermietung der Wohnung – sie kümmert sich um alles. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank für den unermüdlichen Einsatz!

Mit Szilvi feiern wir Weihnachten und sitzen an Heilgabend bis spät in die Nacht auf dem Platz der Unabhängigkeit in Kuala Lumpur, in tropischer Wärme.

Nachdem wir in der Hauptstadt vieles besichtigt und uns in den geschäftigen Straßen getümmelt haben, lagern wir einen Teil unseres Gepäcks aus und ich nehme stattdessen Szilvi als Sozia aufs Motorrad. Nun fahren wir zu dritt durchs Land.














































Besuch der Masjid Jamek in Kuala Lumpur



























Tobi mit Szilvi als Sozia

Am Straßenrand hocken in Bambusunterständen Obstverkäufer neben ihren aufgestapelten Waren. Unser Liebling ist die Durian. Von westlichen Zeitgenossen wird sie aufgrund ihres – zugegebenermaßen – aufdringlichen Geruches als Kloakenfrucht verunglimpft, bei Einheimischin gilt Durian als König der Früchte. Hat man sich durch die stachelige Schale bis zum Fruchtfleisch vorgekämpft, erwartet einen ein cremiges, süßes, einfach unvergleichliches Geschmackserlebnis.



























Durian-Stopp unterwegs

Auf der Insel Pangkor verbringen wir einige, gemütliche Tage und beginnen das neue Jahr am Strand – mit Feuerwerk unter Palmen. Danach brausen wir in die Cameron Highlands. Das deutlich kühlere und regenreiche Wetter ist ideal für Teeanbau und die grün-polsterigen Sträucher überziehen die Hänge. In einer Teefabrik wird uns der Prozess der Teeherstellung erklärt. Das gemäßigte Klima des Hochlandes erlaubt sogar den Anbau von Spargel, Pilzen und Erdbeeren, was wir auskosten.



























Reni in den Teeplantagen

In der Nähe von Port Dickson finden wir einen herrlichen Strandabschnitt und faulenzen dort noch ein paar Tage zu dritt.

Nachdem wir unseren 500. Reisetag gemeinsam mit Szilvi in Kuala Lumpur verbringen, müssen wir sie leider wieder gen Deutschland ziehen lassen.


Melakka

Danach verlassen wir die Hauptstadt Richtung Süden und bleiben einige Tage in Melakka. Dies ist eine gemütliche Stadt mit zahlreichen, gut erhaltenen Kolonialgebäuden und sogar einem Holländischen Platz mit Stadthuus und Kirche. Am Wochenende fallen Scharen von Touristen aus dem nahegelegenen Singapur ein, um das historische Ambiente und die Baba Nyonya-Küche zu genießen.



























Holländischer Platz in Melakka



























Im Cheng Hoon Teng Tempel



























Häuserfront in Melakka

An einem Nachmittag taucht im Guesthouse unvermittelt ein Reporter einer chinesischen Zeitung auf, führt ein Interview mit uns über unsere Reise und schießt viele Fotos. Am nächsten Tag erscheint noch ein Reporter, diesmal vom Star, der größten englischsprachigen Zeitung Malaysias und befragt uns ebenfalls zu unserer Reise, den Eindrücken und Erfahrungen.

Den Beitrag in der Nanyang Siang Pau Zeitung halten wir nach einigen Tagen in den Händen, der englische Artikel erscheint ein paar Wochen später und ist online einsehbar unter:

http://thestar.com.my/news/story.asp?file=/2007/3/6/southneast/16925709&sec=southneast



































Artikel in der Nanyang Siang Pau Zeitung

Auf dem Weg in den Norden halten wir das dritte Mal in Kuala Lumpur, wo wir uns schon ganz heimisch fühlen. Wir ziehen neue Reifen auf die Motorräder, die uns bis zum Ende der Reise reichen sollen und treffen Erik, einen Norweger auf einer Yamaha TT, mit dem wir vor über einem Jahr in Pakistan Freundschaft geschlossen haben.


Thaipusam

Wieder in Georgetown auf der Insel Penang, feiern wir am 1. Februar Thaipusam mit. Dieses Hindu-Fest ehrt den Gott Muruga, dessen Tempel auf einem Hügel liegt, der über zahlreiche Treppenstufen zu erreichen ist.



























Pilgergemeinde

Muruga ist der Gott der Schönheit und es ist faszinierend, was die Gläubigen auf sich nehmen, um ihn zu huldigen. Viele haben sich in gelbe Gewänder gekleidet, die Farbe des Lichtes, und tragen silberne Krüge mit Milch auf dem Kopf die Treppen hoch. Eine Frau ist von dem weiten Fußmarsch aus der Stadt völlig erschöpft und der Ohnmacht nahe. Sie wird von ihrem Mann und ihrer Tochter gestützt und nimmt tapfer eine Stufe nach der nächsten.

Einige geißeln sich, indem sie sich Stahlstäbe durch die Wangen und Haken durch die Haut am Rücken stechen, an denen ein „Helfer“ zieht als wären es Zügel. Die Gegeißelten selber laufen etwas vornübergebeugt und mit einem ordentlichen Zug, so dass sich die Rückenhaut deutlich abhebt. Als wir die ersten mit Haken in ihrem Körper im Morgengrauen entdecken, durchfährt uns ein eiskalter Schauer. Selbst der wiederholte Anblick über den ganzen Tag mildert diese Empfindung nicht.














































Gegeißelter bei Thaipusam

Andere tragen riesige „Kavalis“ durch die ganze Stadt und bis hoch auf den Hügel als Zeichen ihrer Buße, haben Glöckchen um die Unterschenkel gebunden und finden noch die Kraft zur ohrenbetäubenden Musik zu tanzen.



























Tanzende Männer mit Kavalis

Oben angekommen, ist es zwar etwas voller, aber ein Gedränge gibt es trotzdem nicht. Die Schlange der Gläubigen wird mehrmals um den Tempel geführt, bevor sie ihn betreten können. Diejenigen, die Milch hochbalanciert haben, gießen den Inhalt ihrer Krüge über eine Statue, während die Gegeißelten im Tempelinneren von ihren Stäben und Haken befreit werden. Anschließend bedecken sie ihren Rücken mit einem Sarong. Auf dem Hügel gibt es einen Milchausschank, den die Gläubigen eifrig aufsuchen. Auch uns wird ein Becher voll angeboten, aber da wir nicht wissen, wie lange diese Milch unterwegs war, verzichten wir lieber.

Die nach unten führenden Treppenstufen sind noch nicht so verstopft und wir mischen uns unter die farbenfrohe Pilgergemeinde, sehen wie Einige prall gefüllte Plastiksäcke nach unten tragen. Das Gewicht ihrer Haken, Glocken und anderer metallener Gegenstände muss beachtlich sein und wir wollten es noch nicht einmal so durch die Stadt transportieren, geschweige denn an den Körper gepinnt! Trotz der Musik, die aus den überall angebrachten Lautsprechern dröhnt – denn es muss laut sein, damit die Götter es hören – schlafen manche Kinder selig auf den Schultern ihrer Eltern. Ihre Köpfe sind kahlrasiert und mit ockerfarbener Paste eingeschmiert.



























Thaipusam

Die Stimmung ist friedlich, im Gegensatz zu den unmenschlichen Qualen, die sich viele auferlegt haben. Wir blicken überall in fröhliche, lachende Gesichter. Die Menschen tanzen ausgelassen um die Gegeißelten und „Kavali“-Tragenden herum, flanieren auf und ab. Entlang der zum Tempel führenden Straße sind Stände aufgebaut, von denen viele kostenlos Essen und Getränke austeilen, um die ausgezehrten Pilger bei Kräften zu halten.

Bei einer derartigen Essensausgabe stolpern wir zufällig von hinten in die Küche und helfen bei der Verteilung der kostenlosen Mahlzeiten, schenken Tee aus großen Eimern aus, waschen körbeweise Sojabällchen und schneiden enorme Mengen Tofu – kein Wunder, es werden hier 50 000 Portionen ausgegeben.



























Tobi bei der Essensausgabe


Bye-bye Malaysia

Erneut auf Penang treffen wir alle Vorbereitungen für die Überfahrt nach Indonesien, beantragen Visa und organisieren das Verschiffen der Motorräder. Während wir mit einer Personenfähre übersetzen, sollen die Motorräder auf einem Zwiebelfrachter mitgenommen werden. Die Verschiffer-Gesellschaft sagt uns, dass die vollbeladenen Motorräder mittels eines Krans auf das Boot gehieft werden. Uns ist bei diesem Gedanken etwas unwohl, sodass wir das Verladen lieber beaufsichtigen. Nachdem alle Zwiebeln an Bord sind, wird eine Schlinge um die vordere Felge gelegt, eine zweite um die Schwinge und ehe wir entscheiden können, ob wir das gut finden oder nicht, ist das erste Motorrad in der Luft und landet kurz darauf unbeschadet auf dem Schiff.


























Fliiieeeg...

Das zweite folgt ebenso und beruhigt legen wir uns schlafen und träumen schon von Sumatra.

(26.04.07, RM, TM)

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